
Speedy Gonzales unter Wasser: Mein chaotisch-schöner Start ins Tauchleben
„Tauchen ist eine Einladung, eine Welt zu entdecken, in der die Natur noch stärker zum Ausdruck kommt.“
Dieser Einladung wollten mein Freund und ich gerne folgen, als wir im Herbst 2013 auf einer kleinen Insel in Vietnam unser erstes Schnuppertauchen buchten. Gerade ich: ich war noch nie schnorcheln gewesen und gehöre eher zu denen, die kreischend aus dem Wasser rennen, wenn sich zu viele Fische nähern.
„Schuld“ daran, dass ich das Tauchen ausprobieren wollte, waren zwei Menschen: Theo, der Vater einer Kindergartenfreundin, der uns immer Mitbringsel aus seinen Tauchurlauben schenkte. Und meine Kollegin Liane, die alle zwei Jahre von ihrem Tauchurlaub schwärmte. Und mal ehrlich: welches Mädchen hat im Schwimmbad nicht schon mal Arielle, die Meerjungfrau nachgespielt?
Also saß ich da, am Hotelpool, und lauschte den Erklärungen unseres Tauchlehrers Gary. Gary kam aus Südafrika – und erst jetzt fiel mir auf, dass er an seiner rechten Hand nur zwei Finger hatte. Während ich noch rätselte, wie das wohl passiert war, ging es auch schon los mit den ersten Übungen im Pool (die „Maske-abnehmen-Übung“ hasse ich übrigens bis heute). Offenbar hatten wir uns ganz passabel angestellt, denn kurz darauf saßen wir mit unserem Equipment auf dem Tauchboot und waren bereit, die Unterwasserwelt zu erobern.
Einatmen – Ausatmen – und abgetaucht. Bis heute ist der erste Atemzug unter Wasser für mich einer der schönsten Momente beim Tauchen. Man vertraut seinem Equipment, kann sich ganz dem Moment hingeben und taucht sprichwörtlich in eine andere Welt ein.
Bei meinem ersten Tauchgang sah ich diese andere Welt zum ersten Mal in aller Deutlichkeit: Uns umgaben leuchtende Korallen und ein Gewusel an Fischen – und ich war heilfroh, mich für einen langen Wetsuit entschieden zu haben, damit niemand mich anknabbern konnte.
Aber was nun? Ich blickte mich zu Gary um, der hinter mir tauchte und mich direkt betreute. Er zeigte aufs Riff – also los! Eifrig bewegte ich meine Flossen und versuchte dabei, möglichst professionell auszusehen. Wie Gary es uns gezeigt hatte, hielt ich die Arme brav verschränkt, atmete konstant ein und aus und zack, schon war das Riff an mir vorbeigezogen und ich sah nur noch Sand und graue Steine.
Erneut blickte ich zu Gary: Und jetzt?
Er zeigte mit einem breiten Grinsen zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. In der Ferne erkannte ich meinen Freund Freddy mit seinem Guide. Warum war er so langsam? Hatte er etwas Spannendes entdeckt?
Wir machten uns auf den Weg zurück, nur nahm ich mir diesmal mehr Zeit. Mein Atem wurde gleichmäßiger, ich sah mir die Korallen genauer an, entdeckte Fische, die sich versteckten oder durchs Riff huschten. Ich war angekommen – in diesem Moment, mit diesen Menschen, irgendwo im Meer vor Vietnam. Das klingt jetzt alles recht poetisch und als wäre ich schon beim ersten Tauchgang ein Profi. Die Wahrheit ist, dass Gary immer direkt bei mir war und half, mich auf der richtigen Tiefe zu halten und ich auch sonst eher einem Sack Kartoffeln ähnelte, bis es Zeit war, zur Oberfläche zurückzukehren.
„Angela, du warst ja Speedy Gonzales unter Wasser. Ich hab mich gefragt, wo du eigentlich hin willst“, lachte Gary, als wir wieder auf dem Boot waren. „Ich dachte, das macht man so beim Tauchen“, erwiderte ich ebenso lachend – und nahm mir vor, beim nächsten Tauchgang entspannter unterwegs zu sein.
Trotz allem hatte ich ein gutes Gefühl. Wir hatten unseren ersten Schnuppertauchgang hinter uns und wussten: Wir wollten mehr.
Zurück an Land nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte Gary, was mit seiner Hand passiert sei.
Er grinste breit: „That was back home in South Africa – a great white shark.“
Wie war euer erstes Taucherlebnis? Hat es euch gleich gepackt oder hat sich eure Tauchliebe erst langsam entwickelt?
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