
Mein erster Tauchgang als Mama
Zwischen Neopren, Nervosität und neuer Tiefe
Ich weiß noch genau, wie ich in voller Tauchmontur in der Umkleide unserer Tauchbasis am roten Meer in Ägypten stand: die Flossen in der einen Hand, die Maske in der anderen und plötzlich zögerte. Mein Mann und meine Tochter (damals 18 Monate) hatten mich bis hierhin begleitet und meine Tauchpartnerin Lan, die ebenfalls Mama war, stand auch schon bereit für unseren Check-Dive.
In mir stiegen Fragen auf: Was würde meine Tochter denken, wenn sie mich den Steg runtergehen und im Wasser verschwinden sieht? Würde ich den Tauchgang genießen können und auch an etwas anderes als die beiden an Land denken?
Mein letzter Tauchgang fand direkt zum Anfang der Corona-Pandemie 2020 im schönen Malaysia statt und früher konnte ich es kaum erwarten, im Wasser abzutauchen und neue Welten zu entdecken. Ich hatte auch schon herausfordernde Tauchgänge mit viel Strömung, beeindruckenden Haien und entsprechender Tiefe absolviert, aber dieser hier nach knapp 3 Jahren Pause überforderte mich. Nicht, weil ich Angst vor dem Tauchgang hatte. Sondern, weil es mein erster als Mama war. So sehr ich mich auf diesen Moment gefreut hatte, so sehr war da auch dieses Ziehen im Bauch und ein erhöhter Puls.
"Los geht's Angie!" versuchte mich meine Tauchpartnerin Lan zu motivieren, nachdem der Tauchlehrer uns kurz die Übungen für den Check-Dive erklärt hatte. Noch ein letzter Kuss für meinen Mann und meine Tochter und los ging es auf den Steg, wo uns ein Team mit unserem Equipment half.
Der Einstieg ins Wasser war ganz nach meinem Geschmack: Maske und Mundstück festhalten und mit einem groooooßen Schritt ging es vom Steg ins kühle Nass. Während wir abtauchten, dachte ich an die beiden an Land und sagte mir dann "die beiden sind auch zu Hause öfters mal zu zweit unterwegs, also schaffen sie es auch hier. Ich muss mir keine Gedanken machen und kann einfach den Tauchgang genießen". Und das tat ich dann auch! Die Übungen klappten bis auf mein ungeliebtes "Maske auspusten" auf Anhieb und beim Tauchgang selbst ließ ich mich einfach treiben. Ich genoss die Stille unter Wasser, das Schweben und lauschte meinem Atem. Jeder Kick mit der Flosse ein Schritt zurück zu mir selbst. Und plötzlich war sie wieder da: die Freude. Die Neugier. Das Staunen. Ich nahm die Farben um mich wieder bewusster war, folgte den Fischen am Riff und am Ende durften wir sogar eine Schildkröte, die majestätisch an uns vorbeizog, bewundern. Was für ein schöner Neustart!
Als wir wieder auftauchten war ich einfach nur glücklich und dankbar, dass ich auf mich und meine Bedürfnisse gehört hatte. Im Alltag kamen die leider immer wieder zu kurz und umso wichtiger war es, dass ich im Urlaub auf sie hörte.
Es war ehrlich gesagt nicht der spektakulärste Tauchgang meines Lebens, aber einer, an den ich mich gerne zurück erinnere. Ich hatte mich wiedergefunden zwischen all dem Babyalltag, Vorausdenken und der Verantwortung für ein anderes Wesen. Mein Fazit: Tauchen als Mama ist anders: Intensiver. Bedachter. Emotionaler, aber auch unglaublich schön!
Wenn du auch den Wunsch hast, wieder du selbst zu sein, inmitten der Wellen des Familienlebens kann ich dir nur sagen: Trau dich. Es wartet nicht nur das Meer auf dich ;-)
💬 Teile gerne deine Geschichte: Wann hattest du deinen ersten Tauchgang als Mama oder Papa? Was hat sich für dich verändert?