Erster Tauchurlaub

Unser erster Tauchurlaub mit Kleinkind: Zwischen Windeln, Wetsuit und Wasserspaß

August 09, 20256 min read

"Das Leben ruckelt immer ein wenig, wenn man in den nächsten Gang schaltet"

 

Dieses Zitat klingt mir immer in den Ohren, wenn ich an die ersten Jahre mit unseren Kindern denke. Von totaler Überforderung bis zu einem entspannten Flow ist alles drin, wobei die großen und kleinen Herausforderungen ("das Ruckeln") überwiegen. Dieses "Ruckeln" wird oft von außen bestimmt, jedoch gibt es auch Momente, in denen wir als Eltern für eine höhere Geschwindigkeit und auch den ein oder anderen Hopser sorgen. So kam es, dass mein Mann eines Tages - unsere Tochter war gerade 10 Monate alt - vorschlug, dass wir wieder Tauchen gehen sollten. In mir stieg zuerst Panik auf: Wie sollte das gehen? Wer passt auf die Kleine auf? Sind wir nicht egoistisch? Wo sollten wir überhaupt hinreisen? Was müssen wir mitnehmen?

Wir haben es letztendlich einfach ausprobiert und möchten hier erzählen, was uns geholfen hat, was wir unterschätzt haben – und warum wir es trotz aller Herausforderungen sofort wieder tun würden.

1. Die Wahl des Reiseziels & der Unterkunft

Für unser erstes „Abenteuer zu dritt“ suchten wir bewusst ein Ziel, das keine Langstrecke erfordert, verlässlich warm ist (auch im Wasser) und eine gute Infrastruktur für Taucher*innen bietet. Somit war Ägypten schnell gesetzt.

Bis dahin hatten wir überwiegend Tauchsafaris in Asien gemacht und für mich war klar, dass ich mit einem Kleinkind auf einem Boot keine ruhige Minute haben würde. Folglich suchten wir ein Hotel, welches nicht nur familienfreundlich und sauber war, sondern auch eine Tauchbasis und natürlich Tauchplätze in der Nähe hatte. Unsere Wahl fiel dann auf das Mövenpick Resort El Quseir (eine ausführliche Bewertung findet ihr bald in der Kategorie Hotelerfahrungen), welches 2-3 Stunden Fahrt von den Flughäfen Hurghada oder Marsa Alam entfernt lag. Ehrlich gesagt hatte ich mit diesem zeitaufwändigen Transfer ein wenig Bedenken, allerdings überwogen die Vorteile des Hotels, weswegen wir den langen Weg vom Flughafen zum Hotel auf uns genommen haben.

2. Die Wahl der Reise- und Tauchbegleitung

Wie bei allen Eltern gab es auch bei uns ein Leben vor den Kindern und in diesem sind wir bereits mit Freunden (z.B. in Komodo) getaucht. Diese hatten inzwischen zweimal Nachwuchs und auch bei ihnen war der Wunsch nach einem Tauchurlaub groß. Mit unserem ausgewählten Land und Hotel waren sie ohne große Diskussionen einverstanden und nachdem wir gebucht hatten, machte sich bei uns allen eine große Vorfreude breit!

Natürlich ist so ein Urlaub mit Freunden bzw. Familien ein Wagnis, da sehr viele verschiedene Bedürfnisse aufeinandertreffen. Freunde, die man vor den Kindern gut kannte, haben vielleicht einen anderen Rhythmus entwickelt, andere Erziehungsmethoden oder auch andere Einstellungen als die eigene Familie. Wir sind ehrlich gesagt ohne große Abstimmung oder Besprechung vorab in das Wagnis "Tauchfamilien-Urlaub" gesprungen - allerdings wussten wir, dass wir flexibel sein müssen um Kinder, Tauchen und uns unter einen Hut zu bekommen. Ich kann es auch gut verstehen, dass man lieber allein als Familie in den Urlaub fahren will oder Oma und Opa mitnimmt, damit diese auch Zeit mit ihren Enkeln haben können. Jeder sollte da für sich den stressfreiesten Weg finden, denn letztlich ist es euer Urlaub und den solltet ihr genießen können.

3. Die Familien-Organisation vor Ort

Was uns vor der Reise fast mehr beschäftigt, hat als die Packliste: Wie organisieren wir das Tauchen mit den Kindern?

Für uns war klar, dass mindestens ein Elternteil pro Familie bei den Kindern bleiben sollte. Unsere Tochter war zu dem Zeitpunkt 1,5 Jahre und die Kinder unserer Freunde 2,5 Jahre und 4 Monate alt, so dass eine Betreuung im Hotel durch Fremde für uns nicht in Frage kam. Hinzu kam, dass unsere Freunde 3 Stunden Autofahrt von uns entfernt wohnen, so dass wir uns zwar kannten, die Kinder uns alle aber nicht. Also spielten wir in den ersten Tagen verschiedene Kombinationen durch:

  • Mama 1 mit Papa 2? Mama 2 mit Papa 1? Oder doch die Mamas gemeinsam und die Papas in Teamwork?

  • Frühmorgens? Morgens? Nachmittags?

  • Hausriff mit Direkteinstieg? Tauchplatz mit Speedboat? Oder sogar mit Busanreise?

  • Kinder mit zur Tauchbasis nehmen? Kinder im Pool belustigen? Essen gehen?

Nachdem wir drei Tage verschiedene Kombinationen an Eltern, Tageszeiten und Tauchplätzen durchprobiert hatten, kristallisierte sich ein Rhythmus heraus, der erstaunlich gut funktionierte und bei dem jeder auf seine Kosten kam:

  • Morgens tauchten die Väter (meistens mit dem Speedboat), während wir Mamas die Kinder für den Tag startklar machten und gemeinsam frühstückten. Als wir mit den Kindern am Pool waren, kamen dann die Papas und wir konnten gemeinsam plantschen.

  • Nach dem Mittagessen waren die Mamas dran, und wurden von den Papas und Kindern an der Tauchbasis verabschiedet, als sie zum Tauchen mit Busanfahrt oder Hausriff gestartet sind. Die Papas sind dann mit den Kindern entweder am Strand geblieben oder nochmal ins Hotelzimmer zum Mittagsschlaf.

  • Abends waren wir dann alle gemeinsam Essen, danach noch zum Spielplatz und dann ging’s meist früh ins Bett.

Der große Vorteil hierbei war auch, dass wir Eltern immer einen Tauchbuddy hatten und diesen nicht erst suchen mussten. Zudem kannten wir uns und unseren "Tauchstil" bereits vorher und mussten uns nicht jedes Mal auf jemanden anders einstellen. Die Elternteile, die in der Zeit auf die Kinder aufpassten, konnte sich auch unterhalten und die Kinder freuten sich über neue Spielpartner.

Am Ende des Urlaubs hatten mein Mann und ich Jahrestag und waren gemeinsam am Hausriff Tauchen, da unsere Tochter von unseren Freunden in der Zeit betreut wurde :-)

4. Was unbedingt mit sollte und was getrost zu Hause bleiben kann

Gold wert:

Völlig überflüssig:

  • Rausfallschutz - unsere Tochter lag entweder zwischen uns oder im vom Hotel zur Verfügung gestellten Bettchen.  

  • Babygläschen - hatten wir zur Sicherheit mit, falls das Essensangebot im Hotel zu dürftig ist. Das Angebot war sehr groß und "nur" Nudeln oder mit einer Sauce ist immer drin ;-) 

  • Bücher oder Zeitschriften für die Eltern - hatten kaum Zeit dafür

5. Fazit

Rückblickend war dieser Urlaub etwas ganz Besonderes: Wir haben gemerkt, dass Tauchen und Familie sich nicht ausschließen müssen – wenn man bereit ist, Kompromisse zu machen, flexibel zu bleiben und sich gegenseitig zu vertrauen. Ein Tauchurlaub mit Kindern ist kein Wellnessurlaub, aber sind wir mal ehrlich, welcher Urlaub mit Kindern ist das schon?

Gerade als Mutter steckt man oft zurück und hört mit vielen Hobbies - zumindest für eine Zeit - auf. Ich kann jede Mama (und jeden Papa) nur ermutigen, einen Tauchurlaub mit der Familie auszuprobieren und eine Tauchfamilie zu werden :-)

Denn: man muss nicht aufhören zu tauchen, wenn man Eltern wird – man taucht einfach anders.

 

Wenn du diesen Beitrag magst, schreib mir gern, welche Themen dich besonders interessieren – oder ob du selbst schon Erfahrungen gesammelt hast. Ich freue mich auf Austausch – zwischen Korallen und Kuscheltieren. 🐠💛

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